Gelbfieber
Impfpräventabel: Ja
Gelbfieber ist eine Viruserkrankung, die in Afrika und in Südamerika im „Gelbfiebergürtel" verbreitet ist. Das Gelbfiebervirus gehört wie das Denguevirus, das Japanische-Enzephalitis-Virus, das West-Nil-Virus und das Zika-Virus zur Familie der Flaviviren und wird durch Mücken (Aedes aegypti) übertragen, die vor allem in den frühen Morgenstunden stechen.
Weltweit erkranken jährlich bis zu 200.000 Menschen an Gelbfieber mit ca. 30.000 - 78.000 Todesfällen (90 % in Afrika).
In den Jahren 2016/2017 und 2017/2018 gab es die seit Jahrzehnten größten Ausbrüche in Brasilien mit mehr als 1.300 Fällen. Auch Touristen erkrankten.
Die Krankheit bricht 3 bis 6 Tage nach der Infektion aus. Der Krankheitsverlauf ist unterschiedlich schwer: Es gibt leichte Fälle (85 %), die kaum erkannt werden, aber auch sehr bedrohliche Verläufe mit plötzlich einsetzendem hohem Fieber, Schüttelfrost, Haut- und Nasenbluten, Bluterbrechen, schwerer Leber- und Nierenentzündung, Bauchkrämpfen und Delirium. Zwischen 20 bis 60 % dieser schwer Erkrankten sterben. Eine spezielle Therapie gegen Gelbfieber gibt es nicht. Eine Impfung ist verfügbar und sollte mindestens 10 Tage vor Einreise ins Endemiegebiet gegeben werden. Diese wird ausschließlich in Gelbfieberimpfstellen verimpft und muss im gelben internationalen Impfausweis vom Impfarzt unterschrieben und mit einem amtlich vergebenen Siegel beglaubigt werden.
Für das internationale Zertifikat ist die Verabreichung einer Impfstoffdosis ausreichend. Die STIKO und DTG weichen davon ab.
Vermeidung von Insektenstichen
Impfung vorhanden
Vermeidung von Insektenstichen
Die konsequente Anwendung folgender Maßnahmen dienen der Vermeidung von Insektenstichen um damit das Risiko von durch Anthropoden übertragenen Erkrankungen (z. B. Malaria, Denguefieber, Chikungunyafieber, Gelbfieber, usw.) zu verringern:
- Anwendung von Moskitonetzen (Imprägnierung mit Repellents)
- Einreiben unbedeckter Hautstellen mit Repellentien
- Tragen von heller (mit Repellents imprägnierter) hautbedeckender Kleidung
- Aufenthalt in mückensicheren Räumen (Fliegengitter)
- Angola
- Äquatorialguinea
- Argentinien
- Äthiopien
- Benin
- Bolivien
- Brasilien
- Burkina Faso
- Burundi
- Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste)
- Demokratische Republik Kongo
- Ecuador einschl. Galapagosinseln
- Französisch-Guayana
- Gabun
- Gambia
- Ghana
- Guinea
- Guinea-Bissau
- Guyana (Frankreich)
- Kamerun
- Kenia
- Kolumbien
- Kongo
- Liberia
- Mali
- Mauretanien
- Niger
- Nigeria
- Panama
- Paraguay
- Peru
- Senegal
- Sierra Leone
- Sudan
- Südsudan
- Suriname
- Togo
- Trinidad und Tobago
- Tschad
- Uganda
- Venezuela
- Zentralafrikanische Republik
Name: Stamaril
- Hersteller: Sanofi Pasteur Europe
- Impfstoff gegen: Gelbfieber
- Typ: Lebendimpfstoff
- Ab: 9 Monaten (nur unter besonderen Umständen ab 6 Monaten)
- Bis: ohne Altersgrenze
- Dosierung:
Erwachsene und Kinder ab dem vollendeten 9. Lebensmonat: 1 mal 0,5 ml vorzugsweise s. c., ggf. i. m.
Unter besonderen Umständen (siehe FI) dürfen Kinder zwischen vollendetem 6. und vollendetem 9. Lebensmonat geimpft werden: 1 mal 0,5 ml vorzugsweise s. c., ggf. i. m.
Die Impfung sollte mindestens 10 Tage vor Einreise ins Endemiegebiet erfolgen und wird nur in Gelbfieberimpfstellen verabreicht!
Personen über 60 Jahren haben ein höheres Risiko für schwere, möglicherweise letale Gelbfieber-Impfstoff-assoziierte Erkrankungen. Diese Personen nur impfen, wenn das Risiko einer Gelbfieberinfektion sehr hoch und unvermeidbar ist.
Stillende Mütter sollten nicht geimpft werden.
Wiederimpfungen sind von der WHO nicht mehr generell empfohlen. Für das internationale Zertifikat ist die Verabreichung einer Impfstoffdosis ausreichend. Das Zertifikat ist lebenslang gültig. Dies betrifft bereits ausgestellte und neue Gelbfieber-Impfzertifikate.
Die STIKO hat auf Basis einer Evidenzaufarbeitung zusammen mit der DTG ihre Impfempfehlung angepasst und empfiehlt zum individual Schutz eine Auffrischimpfung allen Personen, sofern 10 oder mehr Jahre seit der Erstimpfung vergangen sind. Außerdem sollte eine erneute Impfung bei folgenden Personen gegeben werden:
– Kindern, die vor ihrem 2. Geburtstag erstmals geimpft wurden (Mindestabstand zur 1. Dosisi sollte 5 Jahre betragen),
– Frauen, die zum Zeitpunkt der Impfung schwanger waren (unabhängig vom Abstand zur Erstimpfung),
– Personen mit Immundefizienz bei der 1. Impfung (unabhängig vom Abstand zur Erstimpfun und nur wenn keine Kontraindikation besteht!).
Zielgruppe: MigrantenInnen, die Freunde oder Verwandte im Ausland besuchen (Visiting Friends and Relatives, VFR)
STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Es sollte geprüft werden, ob bereits eine Gelbfieberimpfung erfolgt ist.
Zielgruppe: Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz
FI / STIKO: Lebendimpfstoffe sind bei Erkrankungen, die mit einer Immundefizienz einhergehen, oder unter schwerer immunsuppressiver Therapie prinzipiell kontraindiziert. Bei Patienten, die systemische Kortikosteroide über einen Zeitraum von 14 Tagen oder länger erhalten haben, ist es ratsam, die Impfung bis mindestens einen Monat nach Behandlungsende zu verschieben.
STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Unter Umständen ist die Gabe einer Gelbfieber-Impfung unter einer leichten Immunsuppression möglich (s. Publikation von Wagner et al. (2019)
Nach einer autologen oder allogenen Stammzelltransplantation (SZT) kann eine Gelbfieber-Impfung frühestens 24 Monate nach der SZT verabreicht werden, wenn keine weitere Immundefizienz und in Bezug auf die allogene SZT seit mindestens 3 Monaten keine Graft-versus-Host-Disease besteht.
Unter Berücksichtigung der jeweiligen Medikation und des Gelbfieber-Risikos bei der konkret geplanten Reise sollte bei PatientInnen mit MS über die Gelbfieber-Impfung im Einzelfall entschieden werden.
Bei Myasthenia gravis ist eine Gelbfieber-Impfung kontraindiziert.
Impfung kann bis spätestens 4 Wochen vor der antineoplastischen Therapie verabreicht werden.
Zielgruppe: Personen mit chronischen Erkrankungen
STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Impfung ist kntraindiziert bei Thymuserkrankungen inkl. Thymom und Myasthenia gravis, Zustand nach Thymektomie.
Zielgruppe: Personen mit HIV-Infektion
FI / STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Lebendimpfstoffe sind bei HIV-infizierten Personen kontraindiziert: symptomatische HIV-Infektion und HIV-Infektion mit CD4+-T-Zellzahl < 200/μl und/oder nicht supprimierter Viruslast (Wert gilt ab dem Alter von 6 Jahren; bei Kindern von 1 bis < 6 Jahren: CD4+-T-Zellzahl < 500/μl; bei Säuglingen < 1 Jahr: CD4+-T-Zellzahl < 750 μl.
Zielgruppe: Säuglinge, Kinder und Jugendliche
STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Unter 6 Monaten ist die Impfung kontraindiziert.
Bei Kindern im Alter von 6 bis 8 Monaten sollte eine Reise in ein Gelbfieber-Endemiegebiet vermieden bzw. bis zum Alter von mind. 9 Monaten verschoben werden. Falls die Reise unvermeidbar ist,kann eine Impfung erwogen werden.
Wenn die Gelbfieber-Impfung im Alter von unter 2 Jahren erfolgt ist, kann nicht von einem lebenslangen Schutz ausgegangen werden. Vor erneuter oder bei fortgesetzter Exposition soll eine 2. Gelbfieberimpfung verabreicht werden, sofern seit der ersten Dosis 5 oder mehr Jahre vergangen sind.
Zielgruppe: Schwangere und Stillende
STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Die Anwendung während der Schwangerschaft ist relativ kontraindiziert, bei unvermeidbarem Expositionsrisiko kann die Impfung nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung verabreicht werden.
Da das Impfvirus in seltenen Fällen über die Muttermilch übertragen werden kann und damit die Gefahr einer Enzephalitis beim Kind besteht, sollte die Impfung bei Stillenden keinesfalls erfolgen, wenn das gestillte Kind < 6 Monate alt ist. Bei Säuglingen im Alter von 6 – 8 Monaten muss im Einzelfall entschieden werden. Ab dem Alter von 9 Monaten sollte bei bestehender Indikation der Säugling selbst geimpft werden.
Zielgruppe: Senioren (Personen über 60 Jahre)
STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Bei Personen im Alter ≥ 60 Jahren soll die Impfentscheidung unter sorgfältiger Abwägung der Grunderkrankungen, der Medikamente/Behandlungen,
der geplanten Reiseroute etc. getroffen werden.