Masern

Impfpräventabel: Ja

Masern sind eine weltweit verbreite, hochansteckende Infektionskrankheit, die durch ein humanpathogenes RNA-Virus (Gattung der Morbilliviren; Familie der Paramyxoviren) hervorgerufen wird. Das natürliche Reservoir des Masernvirus bilden infizierte und akut erkrankte Menschen. Masern werden durch Tröpfcheninfektion und Kontakt zu infektiösen Sekreten aus der Nase oder dem Rachen übertragen. Masernviren wurden sogar noch 2 Stunden in der Luft eines Raumes nachgewiesen, worin sich ein Masernkranker aufgehalten hatte. Das Masernvirus führt bei 95 % der nicht-immunen Personen zu einer Erkrankung.
Das Krankheitsbild zeigt einen zweiphasigem Krankheitsverlauf. Zuerst mit einem sog. katarrhalischen Stadium, in dem Fieber, Konjunktivitis, Schnupfen, Husten auftreten. In dieser Phase tritt häufig ein Exanthem an der Mundschleimhaut, die sogenannten Koplik-Flecken (kalkspritzerartige weiße Flecken) auf. Das charakteristische makulopapulöse Masernexanthem der Haut (bräunlich-rosafarbene konfluierende Flecken) entsteht am 2.-4. Tag nach Auftreten der ersten Symptome. Es beginnt im Gesicht und hinter den Ohren und bleibt 4-7 Tage bestehen. Am 5.-7. Krankheitstag kommt es zum Temperaturabfall. Eine Masernerkrankung hinterlässt lebenslange Immunität. Säuglinge und Kleinkinder sowie Erwachsene ab 20 Jahren haben ein höheres Risiko im Rahmen einer Masernerkrankung Komplikationen zu erleiden. Dazu gehören bakterielle Superinfektionen, wie eine Otitis media, Bronchitis und Pneumonie sowie Diarrhöen. Eine besonders schwerwiegende Komplikation ist die akute postinfektiöse Enzephalitis, zu der es in etwa 1 von 1000 Fällen kommt. Sie tritt etwa 4-7 Tage nach Beginn des Exanthems mit Kopfschmerzen, Fieber und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma auf. Bei etwa 10-20 % der Betroffenen endet sie tödlich, bei etwa 20-30 % muss mit Residualschäden des Zentralen Nervensystems (ZNS) gerechnet werden. Die Subakute Sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) stellt eine sehr seltene Spätkomplikation dar, die sich durchschnittlich 6-8 Jahre nach Infektion manifestiert. Beginnend mit psychischen und intellektuellen Veränderungen entwickelt sich ein progredienter Verlauf mit neurologischen Störungen und Ausfällen bis zum Verlust aller zerebralen Funktionen. Die Prognose ist infaust.

Masern aktuell (Stand Mai 2025):
2025 wurden Masernfälle aus folgenden europäischen Ländern berichtet: Bosnien-Heregowina, Deutschland, Dänemark, England, Frankreich, Irland, Niederlande; Österreich, Polen, Rumänien (fast 1.000 Fälle, darunter 2 Todesfälle) und Spanien.
2024 traten in der europäischen WHO-Region die meisten Masern-Erkrankungen seit 25 Jahren auf - insgesamt 127.350 Fälle; folgende EU-Länder waren betroffen: Belgien, Bulgarien, Deutschland, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland (dort gab es einen Todesfall), Italien, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien und Ungarn. Die meisten Fälle (mit Ausnahme von Rumänien) traten in den nicht-EU-Staaten: Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Bosnien-Herzegowina, England, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Kosovo, Mazedonien, Montenegro, Russland, Schweiz, Serbien, Taschikistan, Türkei, Ukraine, Usbekistan und Israel auf.
Das WHO-Büro für Amerika (WHO PAHO) berichtet 2025 über einen starken Anstieg der Masernfälle in den USA, 30 Bundesstaaten sind betroffen, vor allem New Mexico und Texas, dort kam es auch Todesfällen. Auch Kanada (Alberta, Ontario und Saskatchewan) und Mexiko melden Masernfälle.
2024 traten Masernfälle in den USA (Minnesota) und Kanada sowie in Argentinien, Brasilien, Bolivien und Mexiko auf.
Das WHO Regional Büro für Afrika (AFRO) meldet 2025 bisher 1.500 Masernfälle in Äthiopien, Burkina Faso, Dem. Rep. Kongo, Guinea, Kamerun, Kenia, Nigeria, Ruanda, Senegal und Uganda.
2024 wurden etwa 80.000 Masernfälle in Äthiopien, Burkina Faso, Cote D'Ivoire, Dem. Rep. Kongo, Marokko, Tschad und Nigeria gemeldet.
2025 meldet das WHO-Büro Eastern Mediterran (WHO-EMRO) die meisten Masernfälle in Marokko und im Jemen.
2024 traten ca. 90.000 Masernfälle auf, die meisten in Afghanistan, Irak, Jemen und Somalia.
Das WHO-Büro South-East Asia (WHO SEARO) berichtet 2025 über einen Anstieg der Masernfälle in Indien, Nepal, Pakistan und Thailand.
2024 wurden die höchsten Fallzahlen in Indien, Thailand, Indonesien, Sri Lanka und Nepal beobachtet.
2025 berichtet das WHO Büro Western Pacific (WHO WPRO) über einen schweren Masernausbruch in Vietnam.
2024 wurden etwa 10.000 Masernfälle auf den Philippinen, in Malaysia, China, Vietnam, Korea und Australien gemeldet.

Durch die COVID-19-Pandemie haben weltweit viele Millionen Kinder ihre Masernimpfung verpasst und sind nicht oder inkomplett gegen Masern geimpft. 2020 wurden in 26 Ländern der Welt große Masernausbrüche verzeichnet. Mit weiteren großen Masernepidemien muss weltweit gerechnet werden.
Eine Überprüfung und ggf. Ergänzung des Impfschutzes gegen Masern für Erwachsene und Kinder in der Reisevorbereitung wird daher dringend empfohlen.

Impfung

Name: M-M-RVaxPro

  • Hersteller: MSD
  • Impfstoff gegen: Masern, Mumps, Röteln
  • Typ: Lebendimpfstoff
  • Ab: (9) - 12 Monate
  • Bis: ohne Altersgrenze
  • Dosierung:

    Personen ab 12 Monate: 1 mal 0,5 ml i. m. oder s. c.; 2. Dosis frühestens 4 Wochen nach der 1. Dosis (gemäß STIKO im Alter von 11 und 15 Monaten).
    Kindern von 9 bis 12 Monaten kann eine Impfdosis verabreicht werden, wenn ein früher Impfschutz notwendig ist. Diese Kinder sollten die 2. Dosis zu Beginn des 2. Lebensjahres erhalten.
    STIKO-Empfehlung: Ungeimpfte Frauen oder Frauen mit unklarem Impfstatus im gebärfähigen Alter: zweimalige Impfung mit einem MMR-Impfstoff. Einmal geimpfte Frauen im gebärfähigen Alter, erhalten eine weitere Dosis. Nach der Impfung mind. 4 Wochen zur Schwangerschaft warten.

Name: Priorix

  • Hersteller: GSK (GlaxoSmithKline)
  • Impfstoff gegen: Masern, Mumps, Röteln
  • Typ: Lebendimpfstoff
  • Ab: 9 Monate
  • Bis: ohne Altersgrenze
  • Dosierung:

    Personen ab 12 Monate: 1 mal 0,5 ml i. m. oder s. c.; 2. Dosis frühestens 4 Wochen nach der 1. Dosis (gemäß STIKO im Alter von 11 und 15 Monaten).
    Kindern von 9 bis 12 Monaten kann eine Impfdosis verabreicht werden, wenn ein früher Impfschutz notwendig ist. Diese Kinder sollten die 2. Dosis zu Beginn des 2. Lebensjahres erhalten.
    STIKO-Empfehlung: Ungeimpfte Frauen oder Frauen mit unklarem Impfstatus im gebärfähigen Alter: zweimalige Impfung mit einem MMR-Impfstoff. Einmal geimpfte Frauen im gebärfähigen Alter, erhalten eine weitere Dosis. Nach der Impfung mind. 4 Wochen zur Schwangerschaft warten.

Name: Priorix Tetra

  • Hersteller: GSK (GlaxoSmithKline)
  • Impfstoff gegen: Masern, Mumps, Röteln, Varizellen
  • Typ: Lebendimpfstoff
  • Ab: (9) - 11 Monate
  • Bis: ohne Altersgrenze
  • Dosierung:

    Personen ab dem vollendeten 11. Lebensmonat: 1 mal 0,5 ml i. m. oder s. c.; 2. Dosis frühestens 4 Wochen nach der 1. Dosis (gemäß STIKO im Alter von 11 und 15 Monaten/FI: vorzugsweise im Abstand von 6 Wochen bis 3 Monate).
    Kindern von 9 bis 12 Monaten kann eine Impfdosis verabreicht werden, wenn ein früher Impfschutz notwendig ist. Diese Kinder sollten die 2. Dosis zu Beginn des 2. Lebensjahres erhalten.
    STIKO-Empfehlung: Ungeimpfte Frauen oder Frauen mit unklarem Impfstatus im gebärfähigen Alter: zweimalige Impfung mit einem MMR-V-Impfstoff. Einmal geimpfte Frauen im gebärfähigen Alter, erhalten eine weitere Dosis. Nach der Impfung mind. 4 Wochen zur Schwangerschaft warten.

Name: ProQuad

  • Hersteller: MSD
  • Impfstoff gegen: Masern, Mumps, Röteln, Varizellen
  • Typ: Lebendimpfstoff
  • Ab: (9) - 12 Monate
  • Bis: ohne Altersgrenze
  • Dosierung:

    Personen ab 12. Monate: 1 mal 0,5 ml i. m. oder s. c.; 2. Dosis frühestens 4 Wochen nach der 1. Dosis (gemäß STIKO im Alter von 11 und 15 Monaten/FI: nnerhalb von 3 Monaten nach der ersten Dosis).
    Kindern von 9 bis 12 Monaten kann eine Impfdosis verabreicht werden, wenn ein früher Impfschutz notwendig ist. Diese Kinder sollten die 2. Dosis zu Beginn des 2. Lebensjahres erhalten.
    STIKO-Empfehlung: Ungeimpfte Frauen oder Frauen mit unklarem Impfstatus im gebärfähigen Alter: zweimalige Impfung mit einem MMR-V-Impfstoff. Einmal geimpfte Frauen im gebärfähigen Alter, erhalten eine weitere Dosis. Nach der Impfung mind. 4 Wochen zur Schwangerschaft warten.

Zielgruppe: Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz

STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Lebendimpfstoffe sind bei Erkrankungen, die mit einer Immundefizienz einhergehen, oder unter schwerer immunsuppressiver Therapie prinzipiell kontraindiziert. Impfungen mit Lebendimpfstoffen sollten bis 4 Wochen vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie abgeschlossen sein.

Zielgruppe: Schwangere und Stillende

STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Bei Lebendimpfstoffen besteht grundsätzlich eine Kontraindikation für die Verabreichung während der Schwangerschaft. Dagegen ist die Stillzeit keine Kontraindikation zu Impfungen gegen Masern-Mumps-Röteln und Varizellen.