FSME
Impfpräventabel: Ja
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME, auch engl. TBE = tick-borne encephalitis): Das FSME-Virus aus der Familie der Flaviviridae wird durch den Stich einer infizierten Zecke (in Deutschland: Holzbock; Ixodes ricinus) auf den Menschen übertragen; selten duchr Verzehr von unpasteurisierter Milch(produkte). Etwa 10 Tage später (Inkubationszeit: 7 bis 14 Tage) kann eine fieberhafte Erkrankung auftreten, an die sich später bei Befall des Zentralnervensystems entsprechende Symptome anschließen können. Die Infektion verläuft unterschiedlich schwer. Nur bei ca. 30 % kommt es überhaupt zur klinischen Manifestation, die biphasisch verläuft: In der ersten Phase treten grippeähnliche Symptome auf. Nur bei 6 bis 10 % treten in einer zweiten Phase zentralnervöse Symptome sowie Leber- oder Myokardbeteiligung auf. Die schwerste Form ist die Meningitis oder (Radikulo)-Meningoenzephalitis, die bei den Betroffenen zu schlaffen, bleibenden Lähmungen in 3 bis 11 % der Fälle führen kann. Die Letalität der FSME liegt bei ca. 1 %. Ein FSME-Erkrankter ist nicht für andere ansteckend!
Zur Behandlung der FSME gibt es keine Medikamente. Das FSME-Virus tritt in 3 geographisch unterschiedlich verteilten und molekularbiologisch unterscheidbaren Genotypen auf, dem Europäischen, dem Fernöstlichen und dem Sibirischen Subtyp. Eine FSME-Impfung schützt gegen alle Formen.
Risikogebiete in Deutschland sind einzusehen im Epid Bull 9/2024. In den Verbreitungsgebieten in Deutschland ist nicht jede Zecke Virusträger; der Anteil der infizierten Zecken beträgt in der Regel bis 5 %. Im Ausland, vor allem in den baltischen Staaten, ist die Durchseuchung der Zecken zum Teil wesentlich höher. Weltweit werden jährlich im Durchschnitt zwischen 10.000 - 12.000 Fälle gemeldet; in Deutschland zwischen 200 - 800 Erkrankungen; 2023: 475 Fälle.
Hinweis: Durch einen Zeckenstich wird nicht nur das FSME-Virus auf den Menschen übertragen, sondern unter anderem auch der Erreger der Borreliose. Erstes klinisches Zeichen für eine Borreliose ist häufig ein Erythema chronicum migrans („Wanderröte"). Hier kann gegebenenfalls eine Antibiotikatherapie notwendig sein. Gegen Infektionen mit diesen Bakterien, die weltweit verbreitet sind, schützt die FSME-Schutzimpfung nicht. Nach jedem Zeckenstich sollte auch der Impfstatus gegen Tetanus überprüft werden.
Zeckenstiche vermeiden
Impfung
Impfung ist der beste Schutz.
Um Zeckenstiche zu vermeiden, sollten beim Aufenthalt im Grünen einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden:
– Im Wald möglichst die Wege benutzten.
– Gebüsch, dichtes Unterholz und hohes Gras meiden.
– Vorzugsweise geschlossene, helle Kleidung tragen: langärmlige Oberteile, lange Strümpfe, Hosen, feste Schuhe und Kopfbedeckung.
– Unbedeckte Haut sowie Hosenbeine oder Strümpfe mit Repellentien behandeln; das kann für etwa zwei Stunden helfen.
– Nach dem Aufenthalt im Freien Kleidung und Körper sorgfältig und systematisch nach Zecken absuchen.
Falls eine Zecke gestochen hat, sollte sie vorsichtig und schnell entfernt werden. Sie sollte dabei - ohne Anwendung von Lösungsmittel und dergleichen - möglichst am Kopf gegriffen werden, ohne dass der Zeckenkörper gequetscht wird. Gegebenenfalls kann sie mit einem Skalpell vorsichtig ausgehebelt werden. Zeckenkarte/-zange können in der Apotheke oder im Drogeriemarkt gekauft werden.
nicht vergessen: 3. Dosis nach 5 bzw. 9 bis 12 Monaten (abhängig vom verwendeten Impfstoff).
Schnellimmunisierung möglich, Schema siehe FSME-Impfstoffe.
Name: Encepur Erwachsene
- Hersteller: Bavarian Nordic
- Impfstoff gegen: FSME
- Typ: Totimpfstoff
- Ab: 12 Jahre
- Bis: ohne Altersgrenze
- Dosierung:
Grundimmunisierung: 3 mal 0,5 ml i. m. oder s. c.; 2. Impfung nach 14 Tage bis 3 Monaten, 3. nach 9 bis 12 Monaten.
Erste Auffrischimpfung 3 Jahren nach der 3. Dosis der Grundimmunisierung, danach bis 49 Jahre alle 5 Jahre, ab 50 Jahren alle 3 Jahre.
Schnellimmunisierungsschema: 3 mal 0,5 ml an den Tagen 0, 7, 21;
1. Auffrischimpfung nach 12 bis 18 Monaten, danach bis 49 Jahre alle 5 Jahre, ab 50 Jahren alle 3 Jahre.
Name: Encepur Kinder
- Hersteller: Bavarian Nordic
- Impfstoff gegen: FSME
- Typ: Totimpfstoff
- Ab: 1 Jahr
- Bis: 11 Jahre
- Dosierung:
Grundimmunisierung: 3 mal 0,25 ml i. m. oder s. c.; 2. Impfung nach 14 Tage bis 3 Monaten, 3. nach 9 bis 12 Monaten.
Erste Auffrischimpfung 3 Jahren nach der 3. Dosis der Grundimmunisierung, danach alle 5 Jahre.
Schnellimmunisierungsschema: 3 mal 0,25 ml an den Tagen 0, 7, 21;
1. Auffrischimpfung nach 12 bis 18 Monaten, danach alle 5 Jahre.
Name: FSME-IMMUN Erwachsene
- Hersteller: Pfizer
- Impfstoff gegen: FSME
- Typ: Totimpfstoff
- Ab: 16 Jahre
- Bis: ohne Altersgrenze
- Dosierung:
Grundimmunisierung: 3 mal 0,5 ml i. m.: 2. Impfung 1 bis 3 Monate nach der 1. Impfung; 3. Impfung 5 bis 12 Monate nach der 2. Impfung.
Schnellimmunisierung: 2 Impfungen im Abstand von 14 Tagen; 3. Dosis 5 bis 12 Monate nach der 2. Dosis.
Erste Auffrischimpfung 3 Jahren nach der 3. Dosis der Grundimmunisierung, danach alle 5 Jahre; ab ≥ 60 Jahren wieder 3 Jahre nach der letzten Impfung.
Nur in Ausnahmefällen s. c. Injektion möglich, siehe Fachinformation.
Daten bei Immunsupprimierten liegen nicht, siehe Fachinformation.
Name: FSME-IMMUN Junior
- Hersteller: Pfizer
- Impfstoff gegen: FSME
- Typ: Totimpfstoff
- Ab: 1 Jahr
- Bis: 16 Jahre
- Dosierung:
Grundimmunisierung: 3 mal 0,25 ml i. m.: 2. Impfung 1 bis 3 Monate nach der 1. Impfung; 3. Impfung 5 bis 12 Monate nach der 2. Impfung.
Schnellimmunisierung: 2 Impfungen im Abstand von 14 Tagen; 3. Dosis 5 bis 12 Monate nach der 2. Dosis.
Erste Auffrischimpfung: 3 Jahre nach der 3. Impfung der Grundimmunisierung; alle weiteren Auffrischungen alle 5 Jahre.
Für Kinder unter 6 Jahren liegen keine Daten zu einer Nachholimpfung vor, siehe Fachinformation.
Kinder mit geschwächter Immunabwehr: siehe Fachinformation.
Nur in Ausnahmefällen s. c. Injektion möglich, siehe Fachinformation.
Zielgruppe: Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz
FI: Bei Personen, die eine immunsuppressive Therapie erhalten, wird möglichweise keine schützende Immunantwort erreicht, daher kann eine serologische Kontrolle sinnvoll sein.
Zielgruppe: Personen mit chronischen Erkrankungen
FI: Bei bekannter oder vermuteter Autoimmunerkrankung muss das Risiko einer FSME-Infektion gegen das Risiko einer ungünstigen Beeinflussung des Verlaufs der Autoimmunerkrankung durch die Impfung abgewogen werden.
Die Impfindikation ist auch bei bestehenden zerebralen Erkrankungen wie aktiven demyelinisierenden Erkrankungen oder schwer einstellbarer Epilepsie besonders sorgfältig zu stellen.
STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Kurzimpfschemata nicht anwenden!
Zielgruppe: Säuglinge, Kinder und Jugendliche
FI: Bei Kleinkindern unter 3 Jahren treten gehäuft Fieberreaktionen auf, insbesondere nach der ersten Teilimpfung. Bei Kindern mit Fieberkrämpfen in der Anamnese oder hohem Fieber nach Impfung sollte eine fiebersenkende Prophylaxe oder Behandlung in Betracht gezogen werden.
Zielgruppe: Schwangere und Stillende
STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit nur bei strenger Indikationsstellung (Risiko-Nutzen-Abwägung).