Typhus

Impfpräventabel: Ja

Typhus abdominalis (kurz: Typhus) wird durch das Serovar Typhi der Bakterienart Salmonella enterica verursacht. Es handelt sich um eine schwere systemische Erkrankung, die mit hohem Fieber, Kopfschmerzen und Benommenheit einhergehen kann. Die Gefahr einer Erkrankung an Typhus ist in starkem Maße von den hygienischen Verhältnissen eines Landes abhängig. Sie ist im allgemeinen in Nord- und Zentralafrika am größten. In Asien, Süd- und Mittelamerika ist Typhus ebenfalls verbreitet, auch in Südeuropa kann die Krankheit auftreten. Die Übertragung erfolgt vorwiegend durch Schmierinfektion oder häufiger durch die Aufnahme von kontaminierten Nahrungsmitteln und Getränken. Die direkte fäkal-orale Übertragung von Mensch zu Mensch selten. Ohne antibiotische Behandlung können 2 bis 5 % der Patienten zu Dauerausscheidern werden. Problematisch ist die zunehmende Antibiotikaresistenz vor allem beim Genotyp H 58, der sich dramatisch in Südostasien ausbreitet.
Endemische Fälle sind bei uns in Deutschland selten, durch den Tourismus werden aber jährlich etwa 80 Typhusfälle eingeschleppt. Hauptinfektionsgebiete sind Indien, Thailand, Pakistan, Kambodscha und Nepal.
Die Inkubationszeit von Typhus beträgt gewöhnlich 8 – 14 Tage (3 – 60 Tage). Die Krankheit beginnt mit uncharakteristischen Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, evtl. auch subfebrilen Temperaturen. Bei Unbehandelten kommt es innerhalb von 2 – 3 Tagen zu hohem Fieber zwischen 39 °C und 41 °C und einem deutlichen allgemeinen Krankheitsgefühl (Kopfschmerzen, beginnende Somnolenz, uncharakteristische Abdominalbeschwerden, Gliederschmerzen). Die hohen Temperaturen um 40 °C können bis zu 3 Wochen anhalten. Es kann zunächst zur Verstopfung, später häufig zu erbsbreiartigen Durchfällen kommen. Typisch, aber nur selten zu sehen sind hellrote, stecknadelkopfgroße, nichtjuckende Hauteffloreszenzen, zumeist an der Bauchhaut. Es können Komplikationen wie Darmblutungen und -perforationen mit Peritonitis, nekrotisierende Cholezystitis, thromboembolische Ereignisse, Osteomyelitis, Endokarditis oder Meningitis auftreten. Die Typhus-Letalität liegt insgesamt - trotz antibiotischer Therapie - bei etwa 1 Prozent. Unbehandelt sterben etwa 15 % der Erkrankten.

Hygiene

Zur Vermeidung einer Infektion mit Salmonella typhi spielt die Beachtung allgemeiner hygienischer Maßnahmen eine große Rolle. Auch andere durch Nahrungsmittel und Getränke übertragene Krankheiten, z. B. Parasitosen, virale und bakterielle Darminfektionen, können so verhindert werden (s. auch unter Durchfallerkrankungen).
Die Typhusimpfung kann allen empfohlen werden, die einer besonderen Infektionsgefahr ausgesetzt sind, z. B. Abenteuer- und Trekkingreisenden. Da es bei Typhus symptomlose Dauerausscheider gibt, ist das Infektionsrisiko aber auch bei einem Pauschalurlaub nicht auszuschließen, z. B. wenn Ausscheider von Typhusbakterien in Hotels als Küchenpersonal arbeiten. Da die Impfung sehr gut verträglich ist, kann deshalb die Indikation relativ weit gestellt und die Impfung auch Pauschalurlaubern empfohlen werden.

bei weiterbestehendem Expositionsrisiko je nach Impfstoff:
Wiederholungsimpfung nach 3 Jahren

alternativ kann der Schluckimpfstoff genommen werden (je 1 Kapsel an den Tagen 1, 3 und 5)

Name: Typhim Vi

  • Hersteller: Sanofi Pasteur Europe
  • Impfstoff gegen: Typhus
  • Typ: Totimpfstoff
  • Ab: 2 Jahre
  • Bis: ohne Altersgrenze
  • Dosierung:

    1 mal 0,5 ml i. m. oder tief s. c. mind. 14 Tage vor der Reise.
    Bei weiterbestehendem Expositionsrisiko Wiederimpfung nach 3 Jahren.

Name: Typhoral L

  • Hersteller: Emer­gent Net­her­lands B.V.
  • Impfstoff gegen: Typhus
  • Typ: Lebendimpfstoff
  • Ab: 5 Jahre
  • Bis: ohne Altersgrenze
  • Dosierung:

    Je 1 Kapsel oral an den Tagen 1, 3 u. 5, jeweils mindestens eine Stunde vor der Mahlzeit; Abschluss mind. 10 Tage vor Reise.
    Auffrischimpfung: nach gleichem Schema (3 Kapseln an den Tagen 1, 3 und 5) bei Reisen in Typhus-Gebiete jährliche Wiederholungsimpfung; bei ständigem Aufenthalt in Typhus-Gebieten Wiederholungsimpfung im Abstand von 3 Jahren.

Zielgruppe: Entwicklungs- bzw. Katastrophenhelfer / med. Personal / Langzeitaufenthalt

STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Das Risiko steigt bei längerer Reisedauer durch die kumulative Expositionszeit; ähnliches gilt für wiederholte (Kurzzeit-)Reisen.

Zielgruppe: MigrantenInnen, die Freunde oder Verwandte im Ausland besuchen (Visiting Friends and Relatives, VFR)

STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: VFR haben ein erhöhtes Risiko und sollten auch bei Kurzreisen geimpft sein, insbesondere bei Reisen auf den indischen Subkontinent.

Zielgruppe: Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz

STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Die Indikation für eine Typhus-Impfung sollte bei PatientInnen mit CED großzügig gestellt werden, auch wenn keine immunsuppressive Therapie durchgeführt wird. Da der Lebendimpfstoff kontraindiziert ist, muss die Impfung mit dem parenteralen Totimpfstoff durchgeführt werden.

Zielgruppe: Personen mit HIV-Infektion

Der orale Typhus-Impfstoff Typhim ist sowohl bei symptomatischer als auch bei asymptomatischer HIV-Infektion kontraindiziert.

Zielgruppe: Säuglinge, Kinder und Jugendliche

STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Auch in Endemieländer reisende Kinder erkranken häufiger an Typhus abdominalis als Erwachsene, weshalb die Indikation zur Typhusimpfung tendenziell großzügig gestellt werden kann. Allerdings muss beachtet werden, dass der orale Typhusimpfstoff erst ab dem Alter von 5 Jahren verabreicht werden kann. Der parenterale
Typhusimpfstoff ist ab dem Alter von 2 Jahren zugelassen.

Zielgruppe: Schwangere und Stillende

STIKO / DTG, Epid Bull 14/2024: Einige reiseassoziierte Erkrankungen wie z. B. eine Infektion mit Hepatitis A, E, Influenza, Poliomyelitis oder Typhus abdominalis können zu mütterlichen sowie fetalen bzw. neonatalen Komplikationen führen.
Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit nur bei strenger Indikationsstellung (Risiko-Nutzen-Abwägung); Totimpfstoff ist Lebendimpfstoff vorzuziehen.